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Das Drama des begabten Kindes

  • Ersterscheinung: 1979
  • Seitenzahl: 200
  • Verlag: Suhrkamp
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Ein absoluter Klassiker der psychologischen Literatur

Als Alice Miller dieses Buch veröffentlichte, löste sie damit vor allem in der psychologischen Fachwelt das aus, was wir heute einen "shit storm" nennen.

Die Empörung war kaum zu überbieten und die Welle löste hitzige Diskussionen aus, die auch heute noch immer wieder aufkommen. Denn eines der Kernthemen des Buches ist das, was als "Elterntabu" bekannt und heute unverändert tief in unserer Kultur verankert ist. Nämlich, dass wir unsere Eltern auf keinen Fall anklagen dürfen - gleichgültig, was auch immer sie uns angetan haben.

Was im Christentum im 4. Gebot verankert wurde, leben wir in der Tradition in Form von gesellschaftlichen Konventionen weiter. Auch heute noch ist es für die meisten von uns undenkbar, die Eltern anzuklagen und für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Wunden, die wir üblicherweise mehr oder weniger ausgeprägt mit uns herumtragen, bleiben somit nicht nur unverheilt, sondern müssen zugedeckt werden. Damit das möglich ist, gehen wir in die Verleugnung und Vermeidung - was uns in der Opferrolle festhält und uns im Kontext unserer Eltern Kleinkinder bleiben lässt, egal wie alt wir sind.

“Wie wäre es, wenn ich böse, hässlich, zornig, eifersüchtig, verwirrt vor euch gestanden wäre? Wo wäre denn eure Liebe gewesen? Und all das war ich doch auch. Will das heißen, dass eigentlich nicht ich geliebt wurde, sondern das, was ich vorgab zu sein? Das anständige, zuverlässige, einfühlsame, verständnisvolle, das bequeme Kind, das im Grunde gar nicht Kind war? Was ist mit meiner Kindheit geschehen? Bin ich nicht um sie betrogen worden? Ich kann ja nie mehr zurück. Ich werde es nie nachholen können. Von Anfang an war ich ein kleiner Erwachsener.”

Einige von uns wählen dann den Weg, selbst Psychotherapeuten zu werden (oder auch Coaches) und in ihren Klienten stellvertretend die Themen zu heilen, die sie in sich selbst nicht sehen können und/oder wollen.